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Drei Bands, drei Wege zum Blues
Festival im Haus der Jugend

 

Osnabrück. Drei Bands, volles Haus und ein kleines Jubiläum: Zum 15. Mal fand die Osnabrücker "Blueslawine" im Haus der Jugend statt - mit einigen Überraschungen.

Die erste Überraschung hieß Bradley's Circus. Da steht eine blonde Frau am Mikrofon und singt: "Come back, I need your love". Viele Zuschauer sind fasziniert von der Art, wie diese junge Sängerin den Blues haucht, wispert und schreit. Da versteht man, warum im Wort "sinnlich" das englische Nomen "Sin" (Sünde) enthalten ist. Aber Bradley's Circus aus den Niederlanden, benannt nach der Frontfrau Mattanja Joy Bradley, hat nicht nur den Blues: Mit Swing, Rockabilly, Rock n' Roll und manchmal sogar mit einer Prise Pop peppen sie ihre Zwölftakter auf, sodass bei diesem Konzert eines ganz bestimmt nicht passiert: Es wird nicht langweilig.
Dazu trägt auch Lidewij Veenhuis bei, eine der wenigen weiblichen Bluesharpisten. Sie begleitet die Songs versiert mit rhythmischen Tönen vom Mississippi-Saxofon und liefert tolle Soli ab.

Auch die zweite Band ist nichts für Bluespuristen: Alvin "Youngblood" Hart aus den USA verhehlt mit seiner Band Muscle Theory nicht, dass sein Herz für den Bluesrock schlägt. Aber auch Ska, Country und Latino-Artiges im Stil der Los Lobos kann man in seinen Songs entdecken. Vor allem aber spürt man, dass der hünenhafte Musiker mit Rastalocken und Strickhut Jimi Hendrix mag: Sowohl sein Gitarrenspiel als auch der Gesang und die Interaktion mit seinem Trio lassen die Woodstock-Ära wieder aufleben. Allerdings macht der Gitarrist mit indianischen Wurzeln den Eindruck, als würde er seine Kapazitäten heute nicht wirklich nutzen. Nach einem atmosphärischen Durchhänger – diverse Puristen sind bereits zum Diskutieren ins Foyer des Hauses abgewandert – gibt Hart noch mal Gas und punktet mit energischem Texas–Bluesrock.

Den ursprünglichsten Blues liefert schließlich ein Mann, der in der Vergangenheit gar nicht so viel mit dem Genre zu tun hatte. Obwohl seine frühere Band Climax Blues Band hieß, spielte die Band poppigen Funkrock. Mit seiner bezeichnenderweise True Blues heißenden aktuellen Band geht er jetzt zu den Wurzeln zurück und begeistert mit feinen Bottleneck–Impressionen und beherzten Dialogen mit seinem zweiten Gitarristen Glen Turner. Den läst er gerne auch mal zum Singen ans Mikrofon. Überhaupt erweist Turner sich als Strippenzieher, der die Band geschickt dirigiert. Auf Initiative von Pete Haycock betreten Bradley's Circus noch einmal die Bühne und beteiligen sich lebhaft an dem Song "Feeling Allright". Die jetzt entstehende Superlaune überträgt sich sofort aufs Publikum und lässt die "Blueslawine" dem Höhepunkt zustreben: Albert Kings "Kansas City". Der Song wird zur Grundlage einer Session mit vier Gitarren inklusive Alvin "Youngblood" Hart sowie Mattanja Joy Bradley als Gastsängerin.

Ein starkes Stück Blues.

Neue Osnabrücker Zeitung, 10.03.2009
Von Tom Bullmann