Gewaltige Welle
Am vergangenen Samstag ist sie wieder durch Osnabrück gerollt - die Blueslawine. Die Konzertriege der rührigen Veranstaltergruppe Bluesverstärker geriet auch bei ihrer 23. Auflagewieder zu einem brandenden Erfolg bei dem das Haus der Jugend mit rund 600 Besuchern wieder einmal ausverkauft war. Die Freude über den schönen Abend trübte sich nur am Morgen danach ein wenig ein, als allmählich die Nachricht die Runde machte, dass Chuck Berry tags zuvor verstorben war. Der US-Musiker, dessen Gitarrenspiel den Rock’n‘Roll besonders geprägt hat war tot in seinem Haus gefunden worden, während in Osnabrück bei der Bluesnacht in die Saiten gegriffen wurde. Die Nachricht VON Berrys Tod im Alter von 90 Jahren löste natürlich größte Bestürzung aus - fast war es da eine tröstliche Vorstellung, das ihm aus Osnabrück Songs von John Lee Hooker, B. B. King und anderen Größen der Rock- und Bluesmusikmit auf die Reise gegeben wurden.
Bei dem Konzert waren drei Interpreten dabei, die 3 Shows abspulten, von denen an sich bereits jede abendfüllend war.
Ein volles Programm, das super beim Publikum ankam, der Funke sprang bei allen drei Interpreten in kürzester Zeit über. Für einen kraftvollen Einstieg sorgte die Lisa Lystam Family Band aus Schweden. Die junge sympathische Combo ließ modernen Blues anklingen, wobei Ihr Auftritt mit dem Titelsong Ihrer aktuellen CD „Give You Everything“ endete.
Der junge Brite Laurence Jones wandte sich anschließend eher dem Bluesrock zu, schlug aber im Laufe der Show auch leisere Töne an. Er wurde gleich um 3 Zugaben gebeten.
Das Finale bestritt der US-Amerikaner James Armstrong, der zunächst seine Begleitband alleine für eine passende Einstimmung sorgen ließ, bevor er selber einstieg und dem Abend mit Titeln wie Freddie Kings „Tore Down“ einen schönen Ausklang bereitete.
Die Blueslawine, bei der bereits viele namhafte Musiker aufgetreten sind und deren Rang auch die vielen Auftrittswünsche belegen, die jedes Jahr eingehen, ist ihrem Ruf als Hochkaräter wieder gerecht geworden. Am 3. März 2018 geht es in die 24. Runde.
ON vom 22.03.2017 - Werner Hülsmann
„Powered By The Blues“ - Blues mit Macht in Osnabrück
Nun ist sie wieder gelaufen, die Osnabrücker Blueslawine, diesmal Ausgabe Nr. 22.
Am vergangenen Samstag, den 27. Februar kam der Blues wieder mit Macht über die Osnabrücker Bluesfreunde, so dass der Song von Guy Verlinde aus Belgien den Nagel auf den Kopf trifft.
Das Haus der Jugend in Osnabrück war schon im Vorfeld seit ein, zwei Wochen ausverkauft und nur wenige Restkarten waren an der Abendkasse erhältlich. Somit hatte jeder eine gute Entscheidung getroffen, möglichst schnell den Vorverkauf zu nutzen.
Guy Verlinde und seine Band „The Mighty Gators“ machten den Opener dieses Abends und Verlinde brachte mit „Feel Alive“ von seinem aktuellen Album „Better Days Ahead“ das Publikum sofort in Schwung und drückte mit diesem Song die Lebensfreude aus, die die Bluesmusik auch beinhaltet.
Diese Einstellung merkte man Verlinde an, der mit großem Elan und Einsatz mit seiner Band aufspielte, etliche Songs seines o. g. Albums vorstellte, einen tollen Slidegitarren-Einsatz zeigte und gelegentlich zum Kazoo und zur Mundharmonika griff. Er kam einfach ehrlich und erdverbunden rüber, was mit viel Applaus belohnt wurde.
Etwas älteres Material war ebenfalls dabei und ein neuer Song wurde vorgestellt, den man im Herbst auf seinem neuen Album finden wird. Betrachtet man seinen CD-Verkauf, war er der Gewinner des Abends. „Better Days Ahead“ war in Kürze vergriffen und manch einer der potentiellen Käufer ging leider leer aus.
Aynsley Lister mit seiner Band war allein für diesen Gig aus Großbritannien eingeflogen worden. Weitere Auftritte hatte er in Deutschland nicht. Listers melodiöses, aber auch feuriges Gitarrenspiel fand viele begeistere Anhänger. Einen Song begann er als krachenden Rocker, ließ ihn dann immer langsamer werden und begann dann ein für Blues typisches „Call And Response“, in diesem Fall mit seinem Keyboardspieler Bennett Holland.
Einen 1a-Blues lieferte der britische Gitarrist beim Muddy Waters-Titel „Champagne & Reefer“ ab. Langsamer als in Muddys Original baute Lister viele Improvisationen in diesen langen Titel ein. Besonderen Anklang beim Publikum erhielt seine Interpretation des Prince-Titels „Purple Rain“. Lister konnte das Osnabrücker Publikum gar zum Mitsingen bewegen. Beim CD-Verkauf war die Enttäuschung groß, dass Lister dieses Stück nie auf CD gebracht hat. Bei seiner Interpretation wurde „Purple Rain“ in Teilen ein ganz neuer Song. Dies quittierten die Gäste beim Abschied mit langem, aufrichtigem Beifall.
Die Band King King aus Schottland sorgte für einen schönen Abschluss der diesjährigen Blueslawine. Bandleader und Gitarrist Alan Nimmo begann mit dem Titel „Lose Control“, aber die Kontrolle gaben die Schotten keineswegs her. Es folgten melodische Balladen mit einem Alan Nimmo bei sehr guter, kräftiger Stimme und an der Gitarre zeigte er sein ganzes Können. „Jealousy“ ist herauszuheben und ein langer, langsamer gefühlvoller Slow-Blues, „Old Love“, den die meisten von Eric Clapton kennen. Bob Fridzema, der niederländische Keyboarder von King King brachte sich mit seinen musikalischen Farbtupfern ebenfalls stark ein.
Wie schon angekündigt: Alan Nimmo blieb seinem Stil treu – auch in Osnabrück Auftritt mit schottischem Kilt, diesmal ein dezent schwarzer.
Fazit: Wenn die Osnabrücker Blues-Fans und auch die vielen Gäste von außerhalb den Osnabrücker Bluesverstärkern weiterhin so die Treue halten, wird es sicherlich auch noch eine 25. Blueslawine, wenn nicht sogar mehr geben. Aber gemach – es wird erst einmal an der dreiundzwanzigsten gefeilt
ON vom 18.03.2016 - Hans Peter Müller
Musikalisches Feuerwerk
Blueslawine rockt das Haus der Jugend
„Wollt Ihr jetzt Hardrock oder lieber eine Blues“, fragt Aynsley Lister ins Publikum. Das hätte er vielleicht nicht tun sollen, denn die vielen unterschiedlichen Rufe von Zuschauern zeigten das Dilemma der Veranstaltung auf: Die einen wollen den Urblues, möglichst authentisch von einem betagten #Afroamerikaner gespielt und gesungen. Die anderen Besucher der Blueslawine wollen moderne Musik, die auf dem Blues basiert, aber durchaus ein Techtelmechtel mit Rock, mit Pop oder gar Funk und Soul einhergehen darf. Letztere werden seit einigen Jahren vom Bluesverstärker, der veranstaltenden Interessensgemeinschaft, definitiv besser bedient. Und es sind tatsächlich nicht viele, die murren, weil es auch diesmal heftig rockt in der Lawine.
„Es ist eh alles Blues“, sagt Lister nach seiner polarisierenden Frage und spielt dann doch keine Hardrock, sondern als Kompromiss einen waschechten Bluesrock. Ausgeklügelt, fast sauber ist die Bluesversion des Briten, der mit seiner Band extra aus London eingeflogen wurde. Sein gitarrenspiel erinnert oft an Gary Moore. Bisweilen serviert er Songs, die glatt auch als Pop durchgehen. Mit eingängigen Melodienlinien und süßes „Huhus“ in den Refrains. So wundert es niemanden, dass sich der britische Gitarrist und Sänger mit einer Version des Prince-Klassikers „Purple Rain“ vom Publikum verabschiedet – das sich allerdings ärgert, weil Lister trotz frenetischen Applauses nicht bereit ist, für eine Zugabe auf die Bühne zurückzukehren.
Puristischer Blues wurde derweil bei der Blueslawine nur peripher geboten. Stürmisch gefeiert wurde Alan Nimmo, der Mann im schwarzen Outfit mit kurzem Schottenrock. Der Frontmann hielt, was Kenner schon im Vorfeld der Veranstaltung prophezeit hatten: Seine Band King King soll auf dem Bluesrocksektor das Heißeste sein, was man zurzeit in Großbritannien zu hören und zu sehen bekommt. Tatsächlich sprüht das Quartett vor Energie. Kompakt ist der Sound, Nimmos Stimme kräftig, emotional sein Gitarrenspiel, leidenschaftlich-verspielt die Hammond des niederländischen Keyboarders Bob Fridzema. Gefühlvolle, ganz leise Passagen lockern die Atmosphäre des ansonsten kräftig rockenden Konzerts auf.
Eröffnet hatte die Blueslawine eine junge Band aus Belgien: Guy Verlinde präsentierte mit seinen Mighty Gators eine frische, unverbrauchte, bisweilen schon zum Tanzen animierende Mixtur aus Blues und Rock, gewürzt mit einer Prise Pop und Funk sowie dem Mundharmonika- und Kazoo-Spiel des Frontmanns.
Tom Bullmann(29. Februar 2016, NOZ)
Was Bluesmusik angeht, so ist Guy Verlinde Belgiens ganzer Stolz und Verlinde hat jahrelang fleißig dafür gearbeitet. Es mag zwar ein Klischee sein, aber man sagt ihm nach, „the hardest working performer" in der belgischen Bluesszene zu sein.
Verlinde wurde am 22. März 1976 in einem kleinen Dorf nahe Brügge geboren und begann mit 16 Jahren Gitarre und Mundharmonika zu spielen. Seine erste Band nannte sich „Smokin' Chillums" und die spielte für sechs Jahre in belgischen und niederländischen Bluesclubs und auf Festivals. Aufgrund seiner kraftvollen Auftritte erwarb sich Verlinde auch den Bühnennamen „Lightnin' Guy".
In fünf Jahren des Auftretens unter eigenem Namen brachte Verlinde sechs Alben heraus. Er erhielt 2011 den belgischen „Blues Award" und vertrat sein Land beim „European Blues Challenge" 2012 in Berlin. Inzwischen hat er sich in West- und Nordeuropa einen Namen gemacht.
Im Jahre 2011 gründete er mit seinen Begleitmusikern Erik Heirmann (Schlagzeug) und Bart Mulders (Rhytmusgitarre) die erste und einzige Hound Dog Taylor-Tribute Band in Europa um das Erbe von Hound Dog Taylor am Leben zu erhalten. Ansonsten spielt Verlinde mit seiner Band „Mighty Gators"; er tritt mit seinen Resonatorgitarren und einem alten Koffer als Perkussionsinstrument aber auch als „One Man Band" auf.
Zu erwähnen ist auch sein „Blues in Schools-Projekt", bei dem er jungen Leuten den Blues näher bringen will. Zwei Mal im Monat organisiert er in Gent, wo er jetzt lebt, eine Blues-Jam-Session für junge Bluesmusiker.
Guy Verlindes Slideguitar- und Harmonikaspiel sind sehr emotional, einzigartig und authentisch. Er singt mit ausdrucksstarker Stimme. Guy Verlindes Shows sind immer sehr energiegeladen und überwältigen die Zuhörer. Er sagt: „In a world of plastic and virtuality, people want real things."
Aynsley Lister wurde am 14. November 1976 in Leicester geboren und ist ein britischer Blues-Rock-Gitarrist, Sänger und Songwriter.
Er begann das Gitarrespielen mit acht und trat mit dreizehn Jahren erstmals in einer Band auf. Mit 18 gründete er seine eigene und veröffentlichte 1996 und '97 zwei Alben bei Tasty Records, wonach die deutsche Firma Ruf Records auf ihn aufmerksam wurde. Lister blieb bis 2008 bei Ruf Records und veröffentlichte dort sieben Alben und zwei DVDs.
Listers Musik basiert auf Blues, sein eigenes Material beinhaltet aber auch zeitgenössische Einflüsse mit härteren Rhythmen, das Gitarrenspiel an den jungen Eric Clapton erinnernd.
Im Jahre 2006 hat Lister an dem Projekt „Blues Caravan seiner damaligen Firma Ruf Records teilgenommen, welches jährlich durchgeführt wird. Es bringt drei Künstler der Firma zusammen (mit ihm Erja Lyytinen aus Finnland und sein Landsmann Ian Parker). Das Konzept beinhaltet, dass die beteiligten Künstler Songs für eine CD einbringen und gemeinsam eine mehrwöchige Konzertreise unternehmen. Dieses alles mündete im Album und der DVD „Pilgrimage".
Aynsley Lister war der einzige britische Künstler, der 2007 in Classic Rocks Top Ten-Zusammenstellung der besten zeitgenössischen Blueskünstler vertreten war. Dort tummelte er sich mit Jonny Lang, Kenny Wayne Shepherd, Joe Bonamassa und anderen.
Im August 2014 gewann Lister bei den „British Blues Awards" für sein Album „Home" die Preise „Bester Songwriter" und „Bester Song" (für „Home") und wurde Zweiter in den Bereichen „Bester Gitarrist", „Bester Sänger" und „Bestes Album" (für „Home").
Bei den 2015 British Blues Awards gewann Aynsley "Best Guitar" (vor Alan Nimmo von King King) und wurde zweiter als "Best Male Vocals" (nach Alan Nimmo).
Neben seiner Arbeit als Künstler ist Lister auch als privater Gitarrenlehrer in Leicester aktiv und verfasst Instruktionsartikel für Gitarrenmagazine, sowie Lern-DVDs für das Gitarrenspiel. Im Januar 2013 begann Lister seine „Guitar Weekends" in London. Die erste Veranstaltung war in weniger als einem Tag ausverkauft. Sie findet nun jährlich statt und zieht Gitarristen aus ganz Europa an.
King King ist ein Quartett mit Basislager im schottischen Glasgow. Zur Band gehören: Alan Nimmo (Gesang, Gitarre), Lindsay Coulson (Bass), Wayne Proctor (Schlagzeug) und der niederländische Tastenvirtuose Bob Fridzema (Keyboards).
King King sind im eigentlichen Sinne keine „neue Band". Alan Nimmo war schon ein bekanntes Gesicht in internationalen Blueskreisen („Nimmo Brothers", mit Bruder Stevie), während Coulson, Proctor und der Original-Keyboarder Bennett Holland alles erstklassige Musiker mit Stammbaum und Vergangenheit sind.
Das erklärt auch die Armeen von Fans und die Hände voll Auszeichnungen nach fünfjährigem Bestehen, drei Alben mit Killer-Songs, aufgeführt mit wahrer Leidenschaft von einer fest verbundenen Band.
Es gab 2014 fünf Siege bei den British Blues Awards („Beste Band" zum dritten Mal in Folge) und schon 2013 „Bestes Album" für die CD „Standing In The Shadows".
Bei den 2015 British Blues Awards wurden King King in den "Hall of Fame" berufen, nach den drei aufeinander folgenden Siegen als "Best Band". Alan Nimmo gewann "Best Male Vocals" (vor Aynsley Lister als Zweiter) und wurde Zweiter für "Best Guitar" (nach Aynsley Lister). Der Drummer Wayne Proctor gewann "Best Drums"
Für das aktuelle neue Album „Reaching For The Light" (Mai 2015) muss die Band schon mal etwas Platz im Trophäen-Schrank machen.
Bei King King bekommt man tolle Eigenkompositionen mit Volltreffern von Coversongs geboten. Blues-Rock und Rock 'n' Roll mit feurigen Gitarren-Soli. Alan Nimmos Stimme ist prägnant und variantenreich.
In Großbritannien ist die Band schon eine feste Größe, in den Benelux-Ländern hat sie schon Fuß gefasst – dieser Band gehört die europäische Zukunft.
Übrigens: Bandleader Alan Nimmo tritt immer mit schottischer Männertracht auf: dem Kilt.