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5lawflyer20.02.1999


Matt Walsh & Band
Fay Victor & Gregor Hilden Band
Angela Brown & Chris Rannenberg Band

 

 

 

Vorsicht: Lawinengefahr! Glücklicherweise waren es aber keine Schneemassen, die auf die Besucher im Haus der Jugend niedergingen, sondern "nur" die Blueslawine. Zum fünften Mal offerierten die Osnabrücker Freunde der Zwölftaktmusik, die sich in der Interessengruppe "Bluesverstärker" organisiert haben, Blues live: drei Bands, drei Varianten und schließlich eine Session.

Matt Walsh eröffnete den Abend. Der gebürtige Ire mit Wohnsitz in Münster lieferte mit seiner Band einen gekonnten Auftakt. Es gab elektrischen Blues mit viel Mundharmonika, verziert von der qualifizierten Saitenarbeit des Gitarristen Erhard Hirt. Vertonte Geschichten, zum Beispiel aus der Zeit, als der Dubliner noch als Fernfahrer jobbte ("Tumblin Down The Highway"), unterlegte Hirt mit funkigen Riffs und die Rhythmusgruppe marschierte eifrig mit.

 

Dann kam die Blueslawine im gut besuchten HdJ zum Thema: "Woman's Blues", Fay Victor zeigte, wie der sich anhören kann. Begleitet von der Gregor-Hilden-Band aus Münster präsentierte die Sängerin aus New York die elegante Blues-Variante. Gefühlvoll hauchte sie den Slow-Blues, quirlig shuffelte sie sich durch "Ooh Wee Baby" und Gregor Hilden bearbeitete seine 59er Gibson Les Paul. Diesem Gitarren-Schätzchen entlockte er weich fließende Läufe und swingende Akkorde. Die spannungsgeladenen Soulblues-Version des Klassikers "On Broadway" war mit diversen Soli gespickt, von denen eines besonders auffiel, denn mit Witz absolvierte der Drummer seinen Part: Durch einen kurzen, schnellen Wirbel entledigte er sich pointiert seiner Aufgabe.

 

Der Auftritt von Angela Brown und der Chris-Rannenberg-Band bescherte einen Kontrast: Urwüchsig, erdig und expressiv gingen diese in Osnabrück wohlbekannten Herrschaften ans Werk. Angela präsentierte sich in Hochform und vermittelte dem Publikum die Dinge, die für sie wichtig sind: "Liebe, Gesundheit und viel Spaß im Leben".

 

Begleitet von einladenden Gesten und intensiver Mimik ließ sie ihr gewaltiges Stimmorgan ertönen, angefeuert von Rannenbergs Piano und einer Band, die sich dezent im Hintergrund hielt. Dennoch spürte man bei jedem Ton der Musiker Erfahrung und immenses Einfühlungsvermögen.

 

Wie schon bei der Gregor-Hilden-Band sorgte Bläser Tommy Schneller für Saxophon-Akzente. Er war es auch, der zur nächtlichen Session einen Freund auf die Bühne brachte, der Angelas Blues-Röhre ein männliches Äquivalent bieten konnte: Johnny Rogers aus North Carolina. Gemeinsam mit ihm ließen alle beteiligten Musiker diese Blueslawine furios ausklingen.

 

Erleichtert darüber, dass die Veranstaltung trotz der Irritationen über den Auftritt des amerikanischen Bluesmusikers Dave Myers im letzten Jahr eine solch positive Resonanz gefunden hatte, feierten die "Bluesverstärker" ihren Erfolg.

 

(NOZ vom 22.02.1999, Tom Bullmann)

 

(Photos: Eric Schäfer)