10.02.2001
Blue Soul
Stan Webb's Chicken Shack
Paul Lamb & The King Snakes
Blues aus Ostwestfalen
und Blues aus Großbritannien
Rheda-Wiedenbrück - das ist nicht gerade der Inbegriff der Bluesszene, sollte man meinen. Die 7. Blueslawine der Osnabrücker Bluesverstärker, die am 10. Februar 2001 das Haus der Jugend überrollte, belehrte das Publikum eines besseren.
"Blue Soul" aus der kleinen Stadt in Ostwestfalen bewiesen von Anbeginn des Konzertes, dass sie tatsächlich den Blues in der Seele haben. Allen voran Sänger und Gitarrist Michael von Merwyk mit seiner fast schwarzen Stimme hängte "Blue Soul" die Maßstäbe des Abends sofort ganz hoch. Stefan Volpert an der Orgel, Klaus Wagemann am Bass und Arndt Schlubach am Schlagzeug bildeten den geeigneten groovenden Klangrahmen für die solide Vokalarbeit van Merwyks. Dies galt für Eigenkompositionen wie "Bad bad Blues" ebenso wie für gecoverte Stücke wie "As The Years Go Passing By" von "Daedric Malone", das die Band einem Kumpel widmete, dessen Fernbleiben wegen der eigenen Hochzeit die Band gerade noch als Ausrede gelten ließ. Erst nach mehreren Zugaben erklärte sich das Richtung Blueshimmel entrückte Publikum mit dem Ende des opening acts einverstanden.
Nach längerer Umbaupause hieß es: Bühne frei für British Blues mit "Stan Webb´s Chicken Shack", unter Osnabrücker Blues-Insidern vielfach als absoluter Top Act der 7. Blueslawine gehandelt. Perfektes, routiniertes Zusammenspiel von Gary Davies an der Rhythmus-Gitarre, Jim Rudge am Bass und Bev Smith am Schlagzeug lieferte den Background für Stan Webb und sein überragendes Gitarrenspiel. Stücke wie das vom Publikum geforderte "Poor Boy" oder "The Last Time" und "The House That Love Lives In" von seiner neuen CD "Webb" lieferten den Beweis, das Chicken Shack immer noch zu Recht als einer der Eckpfeiler der britischen Bluesszene gilt. Leider gilt dies weniger für Stan Webbs Vokalkunst. "The man" klang streckenweise etwas gequält und musste oft mit der Hand am Ohr nachhelfen, um seinen eigenen Tönen folgen zu können. Oder lag das etwa an der Lautstärke der Gruppe? Die ließ nämlich wirklich nichts zu wünschen übrig und lag ein paar Dezibel über dem Erträglichen. Sicherlich hatte das auch in dem kleinen Konzertsaal, der mit 600 Besuchern gut gefüllt war, seine Ursache. Doch Chicken Shack schaffte hier bedauerlicherweise eine Teilräumung. O-Ton des genervten Mannes am Mischpult auf die Kritik eines ebenso genervten Zuhörers: "Die spielen so laut! Ich kann da gar nichts dran machen!" Schade, dass es also viele vorzogen, das Finale von Stan Webb's Chicken Shack im Foyer des Hauses der Jugend zu erleben.
Doch "Blues's the Healer", auch stressgeplagte Ohren konnten wieder schwelgen, "Paul Lamb und the King Snakes" sei es gedankt. Sie bestritten das letzte Drittel der Blueslawine und entpuppten sich als absoluter Publikumsliebling der mittlerweile weit fortgeschrittenen Bluesnacht. Johnny Whitehill an der Gitarre, Rod Demick am Bass, Sonny Below am Schlagzeug und das neue Bandmitglied Earl Green als Vokalist schufen den geeigneten Hintergrund für ihren mit Preisen überschütteten Mundharmonikaspieler Paul Lamb. Der wiederum ließ viel Raum für seine Mitstreiter, den besonders "Little John" an der Gitarre mit unbewegter Miene für ausdrucksstarke Soli ausnutzte. Auch Earl Green kam auf seine Kosten. "No Glue In The World" und "Good Stuff" standen ihm besonders gut zu Gesicht. Brillieren konnte er dann am Ende des Konzertes im Duo mit der Osnabrücker Blues-Matadorin Angela Brown. "Rock Me" war ein schönes Abschiedsgeschenk an die Fans der glücklicherweise zur festen Institution gewordenen Osnabrücker Blueslawine.
Gabriele Janz
Photos: Eric Schäfer