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Die Power kommt zum Schluss

 

Tommy Schneller motiviert das Publikum: "So, nun gebt euch mal ein bisschen Mühe beim Spaßhaben", sagt er mit seinem trockenen Humor. Dabei haben die Zuschauer durchaus Spaß, denn 5 Live, die Band, mit der Schneller im Haus der Jugend auftritt, hat den Powerblues. Mit massivem Hammond-Einsatz, quirligen Gitarrenläufen und satten Bläsern verziert das Quintett den Blues, der an dem Abend mal wieder aus verschiedenen Perspektiven durchleuchtet wird.

Die 16. Blueslawine kommt langsam ins Rollen. So startet das diesjährige Festival mit einem Duo: Big Daddy Wilson eröffnet den Abend allerdings nicht, wie angekündigt, mit seinem Partner Dave Goodman. Weil der wegen gesundheitlicher Probleme in Indien feststeckt, hat Michael van Merwyk kurzfristig seinen Platz eingenommen. Der Gitarrist aus Rheda-Wiedenbrück macht seinen Job gut. Die reduzierten Songs von Big Daddy Wilson, die er mit seiner sonoren Stimme vorträgt, werden von Merwyk gefühlvoll begleitet. Rhythmische Akzente setzt Wilson dezent mit einer Conga, einer Cajon und einem Hi-Hat. So entstehen charmante Lieder über Toleranz, Countryboys und über Ferienjobs auf dem Baumwollfeld: "Hard Days Work". Der Blues wird mit Boogie und sogar Ethno-Elementen aufgefrischt, und das Publikum hört so konzentriert zu, dass man zwischen den Songs eine Stecknadel fallen hören könnte.

Mit einer Überraschung wird das Programm fortgesetzt: Statt der Peter Nande Band aus Dänemark kommt ein Solokünstler auf die Bühne und singt zur Gitarre. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Musiker um den Schlagzeuger der Dänen. Als Sänger und Mundharmonikaspieler Nande zu ihm stößt, bekommt man das Gefühl, die Blueslawine würde in diesem Jahr die kleine Besetzung feiern. Doch nach sechs Songs erscheint dann die komplette Band doch noch, und Tim Lothar Petersen, der für die einsame Einleitung zuständig war, wechselt hinter das Schlagzeug. Das Zusammenspiel von zwei versierten Gitarristen führt zu beeindruckenden Ergebnissen, wenn der Links- und der Rechtshänder ihre Gitarrenhälse kreuzen. Nandes Band kontaktiert den Blues mit verwandten Genres, was sich zeitweise anhört, als gebe es so etwas wie Surf-Blues mit seltsam verhuschten Saitentönen.

Mit 5 Live kommt die Lawine dann richtig in Fahrt. Faszinierend, wie energetisch sich die Wuppertaler und die Osnabrücker Fraktion dieser Band gegenseitig anstacheln, um das Konzert brisant werden zu lassen. Gitarrist Hendrik Freischlader und der ungemein vitale Schlagzeuger Mickey Neher, beide aus Wuppertal, haben sichtlich Spaß an Schnellers Saxofonsoli und den exaltierten Hammond-Exkursionen von Moritz Fuhrhop. Zusammengehalten wird dieses Blueskonglomerat von dem versierten Bassisten Olli Gee.

Erst nach 1 Uhr rollt die Lawine mit einer Session aus, während der sich Big Daddy Wilson, Michael van Merwyk und Peter Nande zu 5 Live gesellen, um sich mit einem spannenden "Love Is The Key" zu verabschieden.

Von Tom Bullmann

Neue Osnabrücker Zeitung, 09.03.2010