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 Musikalisches Feuerwerk

 

Blueslawine rockt das Haus der Jugend
„Wollt Ihr jetzt Hardrock oder lieber eine Blues“, fragt Aynsley Lister ins Publikum. Das hätte er vielleicht nicht tun sollen, denn die vielen unterschiedlichen Rufe von Zuschauern zeigten das Dilemma der Veranstaltung auf: Die einen wollen den Urblues, möglichst authentisch von einem betagten #Afroamerikaner gespielt und gesungen. Die anderen Besucher der Blueslawine wollen moderne Musik, die auf dem Blues basiert, aber durchaus ein Techtelmechtel mit Rock, mit Pop oder gar Funk und Soul einhergehen darf. Letztere werden seit einigen Jahren vom Bluesverstärker, der veranstaltenden Interessensgemeinschaft, definitiv besser bedient. Und es sind tatsächlich nicht viele, die murren, weil es auch diesmal heftig rockt in der Lawine.


„Es ist eh alles Blues“, sagt Lister nach seiner polarisierenden Frage und spielt dann doch keine Hardrock, sondern als Kompromiss einen waschechten Bluesrock. Ausgeklügelt, fast sauber ist die Bluesversion des Briten, der mit seiner Band extra aus London eingeflogen wurde. Sein gitarrenspiel erinnert oft an Gary Moore. Bisweilen serviert er Songs, die glatt auch als Pop durchgehen. Mit eingängigen Melodienlinien und süßes „Huhus“ in den Refrains. So wundert es niemanden, dass sich der britische Gitarrist und Sänger mit einer Version des Prince-Klassikers „Purple Rain“ vom Publikum verabschiedet – das sich allerdings ärgert, weil Lister trotz frenetischen Applauses nicht bereit ist, für eine Zugabe auf die Bühne zurückzukehren.


Puristischer Blues wurde derweil bei der Blueslawine nur peripher geboten. Stürmisch gefeiert wurde Alan Nimmo, der Mann im schwarzen Outfit mit kurzem Schottenrock. Der Frontmann hielt, was Kenner schon im Vorfeld der Veranstaltung prophezeit hatten: Seine Band King King soll auf dem Bluesrocksektor das Heißeste sein, was man zurzeit in Großbritannien zu hören und zu sehen bekommt. Tatsächlich sprüht das Quartett vor Energie. Kompakt ist der Sound, Nimmos Stimme kräftig, emotional sein Gitarrenspiel, leidenschaftlich-verspielt die Hammond des niederländischen Keyboarders Bob Fridzema. Gefühlvolle, ganz leise Passagen lockern die Atmosphäre des ansonsten kräftig rockenden Konzerts auf.
Eröffnet hatte die Blueslawine eine junge Band aus Belgien: Guy Verlinde präsentierte mit seinen Mighty Gators eine frische, unverbrauchte, bisweilen schon zum Tanzen animierende Mixtur aus Blues und Rock, gewürzt mit einer Prise Pop und Funk sowie dem Mundharmonika- und Kazoo-Spiel des Frontmanns.

 

Tom Bullmann(29. Februar 2016, NOZ)