The Bluesanovas
Die junge Band „The Bluesanovas“ aus Münster war in den letzten Jahren ein Geheimtipp, konnte aber beim Hildesheimer Bluesfestival und beim Blue Wave Festival auf Rügen auf sich aufmerksam machen. Nach eigenem Anspruch spielen sie Blues des 21. Jahrhunderts aus klassischem Chicago Blues, Texas-Blues und swinglastigem Jump- und Westcoast-Blues, den sie im modernen Gewand zelebrieren.
Nico Dreier besticht mit virtuosen Soli als Pianist und Organist, kongenial begleitet vom Gitarristen Filipe Henrique de la Torre. Philipp Dreier, Zwillingsbruder von Nico am Schlagzeug und Nikolas Karolewicz am Bass sorgen für das rhythmische Korsett der Band und Frontman Melvin Schulz steht vorne als Leadsänger seinen Mann. Die Band veröffentlichte bislang zwei CDs, „Bluesanovas“ (2018) und „Emergency Call For The Blues“ (2019).
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Layla Zoe
Besuchern des Lutherhauskonzertes 2018 ist die in British Columbia geborene Kanadierin Layla Zoe und ihr deutscher Gitarrist Jan Laacks nicht unbekannt. In Kanada begann für sie alles um die Jahrtausendwende mit Ihrem Debut-Album 2005. In Deutschland konnte sie sich durch die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Henrik Freischlader einen Namen machen, die in einigen Studio-Alben und einer Doppel-Live-CD mündete.
Ebenso konnte man Live-Eindrücke sammeln durch das Album aus der Reihe „Songs Of The Road“ des deutschen Ruf Records-Labels. Layla bietet eigenes und Fremdmaterial mit einer Stimme nahe an Janis Joplin, die Emotionen, Schmerz und unbändige kreative Kraft transportiert.
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Stacie Collins & Band
„Southern rockin', harp-howlin', twang-banging' rock'n'roll“, nennt Stacie Collins aus Nashville Tennessee ihren Stil gerne selbst. Die US-Amerikanerin spielt Southern Roots Rock, der sich in den Koordinaten mit Blues, Rock 'n' Roll und Country zu einer durch und durch explosiven Mischung vereint. Auf der Bühne verwandelt sich Stacie Collins in atemberaubender Bühnenshow in ein wahres Energiebündel, unterstützt von ihrer Band „Al-Mighty Three“, in der auch ihr Ehemann Al am Bass mitmischt. Vergleichbares hat die Blueslawine in 25 Jahren noch nicht erlebt.
Im Laufe ihrer Karriere hat sich die Frontfrau nicht nur zu einer strammen Rocklady mit enormen Shouterqualitäten gemausert, sondern sie konnte auch ihr Spiel auf der Harmonika perfektionieren. Stacie spielt einen Querschnitt aus ihren bislang fünf Alben. Nur ein paar Balladen und rhythmische Blues-Songs brechen die schnelle Folge des Country-Rock.
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Mal episch, mal schnörkellos
26. Osnabrücker Blueslawine im Haus der Jugend schlägt Schneisen ins Genre
Die diesjährige, 26. Osnabrücker Blueslawine mischte das Genre mit viel Rock auf. Während die kanadische Sängerin Layla Zoe den Blues als epische Erzählform interpretierte, begeisterte ihre Kollegin Stacie Collins aus Nashville, Tennessee mit schnörkellosem Rock´n Roll.
Es ist bereits kurz vor Mitternacht, als die quirlige Frau mit Hut und Cowboystiefeln den Rock´n Roll-Klassiker „Shake Baby Shake“ anstimmt. Spätestens da dürfte auch dem letzten Besucher der 26. Osnabrücker Blueslawine klar gewesen sein, dass die veranstaltenden „Bluesverstärker“ das Genre an diesem Abend mächtig durchgeschüttelt haben. Mit ihrer extrovertiert rockigen Attitüde schlug Stacie Collins aus Nashville, Tennessee nicht nur habituell eine lustvoll zerstörerische Schneise durch den Blues. Auch ihre Band „Al-Mighty Three“ tat ihr Übriges, um den Blues oder das, was davon übriggeblieben war, gnaden- und schnörkellos zu verrocken. So konnten auch die anfänglichen und zunächst andauernden Tonprobleme, wegen denen der Auftritt erst mit Verspätung beginnen konnte, mühelos überspielt werden.
Mundharmonika als Waffe
Allein die Frontfrau selbst spielte bei nahezu jedem Song exzessiv und mit vollem Körpereinsatz die Mundharmonika im Chicago-Stil. Mit ihr als vollwertigem Blues-Instrument lieferte sie sich auch reizvolle Duelle mit den beiden sie flankierenden Jungs an den Saiten, während ihr Ehemann Al Collins am Schlagzeug kraftvoll den Rhythmus vorgab. Ihre hohe Cowgirl-Stimme, die sie regelmäßig mit Schlücken aus einer geheimnisvollen Thermosflasche ölte, setzte Stacie Collins auch für Songs mit überraschend gradlinigem und melodiösem Pop-Appeal ein. Dazu zählte etwa das bereits zehn Jahre alte „Carry Me Away“ oder der fast schlagerhafte „Lucky Spot“ ebenso wie „Straight To Hell“ aus dem frischen neuen Album „Damn Girl“.
Blues als Erzählform
Vergleichsweise vertrackt und verspielt erschien dagegen das vorhergehende Set der kanadischen Sängerin Layla Zoe. In ihrer Heimat als „Darling of the Blues“ gefeiert, arbeitete sie unterstützt von ihrer dreiköpfigen Band retrospektiv und chronologisch ihren Song-Katalog ab. Mit wütend wehenden Engelslocken und im bodenlangen schwarzen Glitzerkleid, das fast verbarg, dass sie barfuß auftrat, erinnerte sie nicht nur in ihrer Erscheinung an Janis Joplin. Auch ihre markante Stimme, der sie von Gurren bis Kreischen allerlei Töne auf der gesamten Breite der Gefühlsskala entlockte, outete sie als „Hippie Chick“. Genau so hieß dann auch die fast Prog-Rock-artige Zugabe, die einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass Layla Zoe den Blues als epische Erzählform interpretiert. Zwölftakter werden da gern schon mal zu Zwölfminütern mit ausladendem Spannungsbogen. Das von ihr gemeinsam mit Henrik Freischlader geschriebene „Black Oil“ tuckerte dagegen gemächlich vor sich hin, bevor der mitreißende Blues-Rocker „Ghost Train“ das Tempo dann wieder anzog.
Lokaler Farbtupfer
Weit weniger „schmutzig“ hatte zuvor das Münsteraner Quintett „The Bluesanovas“ die Blueslawine 2020 ins Rollen gebracht, die diesmal zum Bedauern der Veranstalter aufgrund des Corona-Effekts nicht ausverkauft war. Der Osnabrücker Gitarrist Nico Dreier hatte dabei bei aller Internationalität des Line-Ups eine lokale musikalische Duftmarke setzt. Nicht nur optisch glänzte er im knallroten Anzug, sondern auch akustisch mit zahlreichen klirrend-krachenden Soli, die Sänger und Frontmann Melvin Schulz neidvoll bestaunte. Aus dem Klassiker „Night Train“ machten die Bluesanovas ihr ganz eigenes Ding, bevor sie mit „Live It Or Leave It“ das Motto des Abends lieferten. Der Rest ist Geschichte.
NOZ vom 14.03.2020 von Matthias Liedtke