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Mit Leidenschaft und Spielfreude
700 Zuhörer ließen sich von der Blueslawine im Haus der Jugend begeistern

 

Wie ein Spitzbube, der gerade seinen nächsten Streich plant, kommt einem Paul Jones vor. Und richtig: Spaß verbreitet der Sänger und Mundharmonikaspieler der Blues Band, der mit seinen Musikerkollegen im Rahmen der diesjährigen Blueslawine exklusiv im Haus der Jugend auftritt. Erwartungsvoll sind knapp 700 Zuschauer zum Veranstaltungsort gepilgert, um ein Live-Programm zu erleben, das nicht nur für eingefleischte Fans der Zwölftaktmusik reizvoll ist.

Eröffnet wird die Lawine allerdings mit Blues pur: Napoleon Washington aus der Schweiz ist mit einem erdigen Gesangsorgan ausgestattet, das sich zum Teil anhört, als würde er aus der Gruft singen. Tief, brüchig und rau intoniert er: "Dance on My Grave". Aber Washington kann auch anders. In dem Taj-Mahal-Song "Lovin' in My Baby's Eyes" erhebt er die Stimme in ungeahnte Höhen, auf dass sich alle Verliebten, denen er den Titel widmet, verzückt in den Armen liegen.
Ansonsten bringt der Musiker mit der wallenden Haarpracht und der stählernden Resonator-Gitarre Blues im Stil Robert Johnsons: Sparsam begleitet und mit viel Gefühl interpretiert, zählt nicht die musikalische Qualität des Vortragenden, sondern der Ausdruck. In einem Lied, das er für die Flutopfer der Mississippi-Flut schrieb, lebt er förmlich den Schmerz und versinkt im "Rivers of Tears".

Musikalische Finesse bekommen die Zuschauer dann von der Blues Band geboten. Auch wenn die britische Musikerlegenden zu Beginn noch ein wenig sperrig wirkten: Paul Jones, Dave Kelly, Tom McGuinness und Gary Fletcher scheinen sich in Deutschland mal wieder richtig wohl zu fühlen. Wie schon vor 25 Jahren, als die Band beim WDR-Rockpalast Millionen Zuschauer mit musikalischer Leidenschaft und Spielfreude faszinierte, beweist sie auch heute, das Blues zeitgemäß ist. Kaum jemand vermisst Urmitglied Hughie Flint, der einst viel Drive in die Musik der Blues Band einbrachte und jetzt von Rob Townshend würdig ersetzt wird. Sichtlich erfreut jammen die Briten mit Wahl-Osnabrückerin Angela Brown, "einer alten Freundin" von Paul Jones.

Doch der Abend ist noch nicht zu Ende. Nach wenigen Minuten Umbauphase betritt Greg's Bluesnight Band die Bühne und beginnt zu spielen, bis aus dem Nichts lebhafte Saxofontöne erklingen. Altstar Big Jay McNeely hat sich mit seiner Blaskanne unter das Publikum gemischt und startet – wie gewohnt – per Funkmikro sein Konzert . "I can't stop loving you": der Titel scheint eine Widmung an seine Fans zu sein, denn – tatkräftig unterstützt von Tommy Schneller sowie Gregor Hilden und seiner Begleitband – gibt er sein Bestes, um den Saal in eine Dancehall zu verwandeln.

(Neue OZ-Artikel vom 14.03.2005 von Tom Bullmann)