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15. Osnabrücker Blueslawine
Treffen der Generationen im Haus der Jugend

 

Es ist eine Reduktion auf das Wesentliche - die Musik. Dabei wäre bei der 15. Blueslawine im Osnabrücker Haus der Jugend etwas anderes möglich: eine Feier zum Jubiläumsfestival. Aber statt mit Reden, Glückwünschen und Geschenken Zeit zu verschwenden, lassen die Macher lieber den Blues sprechen. Und das musikalische Programm hat es in sich: Es verbindet nicht nur die Generationen miteinander, sondern es zeigt ebenso die große Bandbreite des Blues.
Hier die rootsverhaftete Klangvielfalt der niederländischen Jungspunde Bradley's Circus, dort der erdig-düstere Bluesrock des US-amerikanischen Hünen Alvin "Youngblood" Hart und da der klassische Blues des englischen Veteranen Pete Haycock. Dass dies alles zusammenpasst, demonstrieren die Musiker eindrucksvoll bei der Jamsession am Ende.

Doch der Reihe nach. Bradley's Circus zeigen am Anfang alles, was zu einem guten Auftritt gehört: Energie, Witz und Leidenschaft. Kein Wunder - schließlich ist es "The Greatest Show on Earth", wie ein Aufkleber auf Lidewij Veenhuis' Harpkoffer augenzwinkernd verrät.
Mit lässig-coolem Groove spielt sich das Quintett durch Rootsmusik wie Swing, Country und Boogie. Im Mittelpunkt steht Sängerin Mattanja Joy Bradley. Sie hat eine Stimme, die von kratzbürstig bis sanft alles kann. Es wäre allerdings ein Fehler, die Band auf sie zu verengen. Denn ohne das spieltechnische Können des Circus wäre alles nichts. Es ist etwas Ausgelassen-Leichtes, das ihrem Spiel anhaftet. Und diese Stimmung überträgt sich auf das Publikum.

Eindeutig schwerer wird es bei Alvin "Youngblood" Hart. Erdig und fast staubtrocken kommt sein Sound daher - rauer Bluesrock in all seinen Facetten. Wer eine akustische Solo-Show erwartet hat, wird enttäuscht. Der Sänger und Gitarrist lässt zwar Country-Blues durchschimmern, aber mehr nicht - Juke-Joint hört sich anders an. In manchen Momenten kippt die Musik des Trios fast ins Psychedelische. Und im Gegensatz zu Mattanja Joy Bradley gibt der Sänger sich wortkarg und zurückhaltend. Seine Ansagen sind auf ein Minimum reduziert. Er verlässt sich ganz auf seinen musikalischen Vortrag, bei dem Klassiker wie Skip James' "Illinois Blues" nicht fehlen. Nur einmal, als er "We Are The World" anstimmt, schimmert eine Leichtigkeit durch. Für einen kurzen Moment bricht er aus seiner zurückhaltenden Art aus. Gibt er sein Versteck hinter der tief ins Gesicht gezogenen Wollmütze auf. Doch letztlich passt alles zusammen. Ausschweifende Wortbeiträge oder witzige Clownereien würden dem Klangkorpus nicht entsprechen, der wuchtig und variabel aus den Lautsprechern dringt. Imponierendes Spiel von einem bemerkenswerten Musiker.

Pete Haycock fängt mit dem an, was einigen vorher vielleicht gefehlt hat: einem Solovortrag. Nur mit Gitarre und Gesang interpretiert er Robert Johnsons "Come On In My Kitchen". Aber er hat ebenfalls eine Band: True Blues. Und diesen spielt das Quartett dann auch. Klassischer Blues englischer Prägung, der die von Alvin "Youngblood" Hart's Mighty Muscle Theory zurückgelassene Schwere schnell vertreibt. Besonders Pete Haycock und sein Gitarrenkollege Glen Turner harmonieren prächtig. Es sind die reizvollen Sechssaiter-Kämpfe, die beeindrucken.
Und irgendwann, nach allerlei Ausflügen in vergangene Zeiten, bitten sie die anderen Künstler auf die Bühne. Es entwickelt sich eine spannungsgeladene Jamsession. Bei der es Glen Turner bald nicht mehr auf seinem Hocker hält. Und eins wird sehr deutlich: Es ist die Liebe zum Blues, die die Künstler über die Stilgrenzen hinweg zu einer Einheit werden lässt.

BluesNews 57, März 2009. Von Ralf Baur