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8lawflyer22. und 23.02.2002


Teksasy
Tommy Schneller Extravaganza
Martin Hutchinson
B.B.Band
East Blues Experience
Julian Sas

 

 

 

"East Meets West"
Alles um die drei Akkorde
"Blueslawine rollte wieder durch das Haus der Jugend

 

Ein etwas eigenartiges Bild gibt die "B. B. Band" schon ab. Karel "Sipus" Simon, Schlagzeuger der vierköpfigen Formation aus der Tschechischen Republik, sitzt an einem alten, kleinen Set, das sich trefflich mit der Musikerjargon-Bezeichnung "Schießbude" bezeichnen lässt. Vaclav Schwarzinger und Frontman Vladimir "Orlik" Orlovsky greifen beide gerne mal zur akustischen Gitarre und Milan Svitek komplettiert mit dem guten alten Fender-Bass das Bild einer urwüchsigen, gut geerdeten Bluesband.

Die vier nehmen gerade einmal die vordere Hälfte der Bühne im Haus der Jugend ein, und der Sound bestätigt, was die Optik verspricht: klassischer Back-to-the-Roots-Sound, mit Bottle-Neck, Bluesharp und Orliks rauem Gesang von Menschen, die ganz unten oder ganz oben sind - die eben den Blues haben.

Das eigentlich bemerkenswerte ist aber, dass die Musik der B.B Band, die an diesem Samstagabend den zweiten Teil der diesjährigen Blueslawine lostritt, so gar nicht zu der mächtigen Marshall-Gitarren, Amps und dem riesigen Schlagzeug passen will, die sich im Bühnenhintergrund türmen. Das Equipment läss einen Angriff auf die Trommelfelle erahnen, und die drei Musiker der Berliner Band "East Blues Experience" halten, was die Technik verspricht.

Sie spielen den Blues in seiner harten, lauten Variante, Musik, die glauben lässt, dass Berlin irgendwo in den amerikanischen Südstaaten liegt. Und Musik, die alles hat, was den harten Südstaatenrock ausmacht: Schleppender Drive a la Steve Ray Vaughan, wuchtiges, präzises Schlagzeugspiel von Ronny Dehn, solides Bassgerüst von Jäcki Reznicek, der den Fünfsaiter ebenso gut bedient wie den Kontrabass, und filigrane Hochgeschwindigkeits-Gitarensoli und kernigen Gesang von Peter Schmidt.

Es ist ein Anliegen der "Bluesverstärker", den Blues in seinen vielen Facetten zu präsentieren. Deswegen organisiert die Handvoll Enthusiasten Jahr für Jahr aufs Neue die Blueslawine. Und um noch mehr Spielarten der berühmten drei Akkorde und zwölf Takte vorstellen zu können, lehnten sie das Festival in diesem Jahr auf zwei Tage aus. Mit dem Erfolg, dass aus dem Ansturm der vergangenen Jahre, in denen das Haus der Jugend zeitweilig aus allen Nähten platzte, ein kräftiges Windchen wurde, das den Veranstaltern an beiden Abenden jeweils rund 300 bis 350 Gästen bescherte.

Denen boten sich sechs verschiedene Bands, sechs verchiedene Stilrichtungen, mit einem Akzent auf der härteren und lauteren am Samstagabend: Zum Abchluss des Festivals zeigt der Holländer Julian Sas, was er Jimi Hendrix so alles abgelauscht und was er daraus gemacht hat: harte, virtuos rasante Musik, die Schlagzeuger Pierre de Haard und Bassist Phil Poffe kraftvoll stüzten. Die sich lediglich den Vorwurf gefallen lassen muss, dass sie vor zwanzig, dreißig Jahren auch schon so geklungen hat.

Am Freitag geht die Reise gemäß dem Motto "East meets West" mit der Band "Teksasy" von Polen nach Irland, das mit einer Drei-Mann-Formation um den Gitarristen "Martin Hutchinson" vertreten war.

Die Zwischenstation aber untermauert einmal mehr die Bedeutung der Bluesstadt Qsnabrück. Saxofonist Tommy Schneller spielt mit seiner Band "Extravaganza" die urbane Form des Blues: jazzig angehauchten Boogie, tanzbaren Funk, locker-flockigen Shuffle und am Ende den Mundharmonikaspieler Big Bones aus San Francisco als Überraschungsgast. Und das macht richtig Spaß.

(NOZ-Artikel vom 24.02.2002 von Ralf Döring)